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Zehn Jahre FSFE Franken: Rückblick, Ehrlichkeit und ein neuer Anlauf

| Florian Snow | 4 min

Zehn Jahre nach dem Start der FSFE-Gruppe Franken ist es Zeit, zurückzublicken – mit einem ehrlichen Blick auf das, was war, und mit neuer Energie für das, was kommen soll.

Vor ziemlich genau zehn Jahren, im Mai 2015, startete die FSFE-Gruppe Franken, damals noch unter dem Namen Fellowship Franken. Der Impuls kam von außen: Immer wieder hatten Rheinländer bei ihren Besuchen im Frankenland angeregt, hier eine eigene Gruppe zu gründen. Beinahe hätte es schon im November 2014 geklappt, aber wie so oft brauchte es noch ein paar Anläufe bis es im Frühjahr 2015 endlich soweit war.

Natürlich wäre es marketingtechnisch am einfachsten, jetzt ein 10-jähriges Jubiläum zu feiern, denn rein rechnerisch stimmt das. Aber ein Blick in die Berichte zeigt: So ganz kontinuierlich war die Aktivität nicht. Wie lief es also wirklich?

Die Anfangszeit war stark. Im Jahr 2015 gab es monatliche Treffen, einen gemeinsamen Ausflug zu den Vorträgen von Richard Stallman in Frankfurt, einen Stand zum Software Freedom Day und viel Energie. Die einzige Lücke im ersten Jahr entstand dadurch, dass wir auf die Videoveröffentlichung der 30-Jahr-Feier der Free Software Foundation warteten.

Doch nach diesem fulminanten Start ließ die Aktivität zunehmend nach. Der traurige Tiefpunkt: Im April 2016 fand ein Treffen statt, bei dem der Autor alleine im Backspace saß, immerhin mit ausreichend Mate. Manchmal waren wir zu zweit oder zu dritt, aber irgendwann fehlte auch den Koordinatoren der Antrieb, alles weiter anzuschieben. Beispielsweise machte der Autor zwar weiter Notizen, aber viele Treffen ab 2016 blieben ohne offiziellen Bericht. Aufzeichnungen zeigen, dass 2016 und 2017 noch regelmäßige Treffen stattfanden, danach wurde es spürbar unregelmäßiger. Die Pandemie, gepaart mit gesundheitlichen Problemen des Autors, führte schließlich zum vorläufigen und weitgehenden Stillstand. Ein virtuelles Treffen und ein neuer Anlauf, den Bonnie dankenswerterweise nach ihrem Umzug nach Nürnberg startete, blieben die einzigen Lebenszeichen. Aber die Gespräche rissen nie ganz ab und der Wunsch, sich wieder zu treffen, bestand fort.

Dabei hatte die Gruppe auch echte Erfolge vorzuweisen. Neben den bereits genannten Treffen und Veranstaltungen entstanden im Kreis der Gruppe kreative Projekte, etwa der „Plussy booth attractor“, eine kleine LED-Anzeige mit Freier Software, die als Blickfang bei Info-Ständen diente und zur Interaktion anregte. Auch die satirische Website Dr. Spitzel hat ihre Wurzeln hier, ein Projekt, das mit Humor und Schärfe auf das Thema Überwachung aufmerksam macht.

Der größte Erfolg aber ist ohne Zweifel NewPipe. Die Idee dazu entstand in der Gruppe, Schabi begann damals mit der Entwicklung und was daraus geworden ist, ist beeindruckend: eine datenschutzfreundliche, freie Alternative zu YouTube-Apps mit internationaler Nutzerbasis. Und ja, selbst der Name NewPipe, ursprünglich als nicht ganz ernst gemeinter Platzhalter vom Autor vorgeschlagen, blieb (das passiert dem Autor irgendwie öfter). Es ist jedenfalls ein wunderbares Beispiel dafür, was aus einer spontanen Idee entstehen kann und weit über die Grenzen der Gruppe hinaus Bedeutung gewinnen kann.

Heute, zehn Jahre später, steht die Gruppe vor einem Neuanfang und die Voraussetzungen sind gut. Wir haben jetzt endlich diese Website, die früher immer wieder geplant, aber nie umgesetzt wurde. Dank technischer Entwicklungen (und indirekt dank des besonderen Talents des Autors zum Aufschieben) ist sie heute besser und schlanker, als sie es damals hätte sein können und zudem ohne Altlasten. Wie schon vor zehn Jahren hat es mit den Treffen mehrere Anläufe gebraucht, bis es klappt (ursprünglich war ein Treffen im April geplant, jetzt wird es Juli), aber die Energie ist zurück. Und wir nehmen das als Anschub, um wieder loszulegen.

Einige Dinge machen wir diesmal anders. Damals war die Sorge groß, dass Hackerspaces abschreckend auf Menschen wirken könnten, die noch nicht Teil der Community sind. Heute sehen wir das differenzierter: Es kommt auf den Space und die Menschen darin an und ein unschlagbarer Vorteil bleibt, dass man dort nichts kaufen muss. Das ist wichtig, um niemanden auszuschließen. Natürlich werden wir auch die Terminfindung wieder besprechen, aber vermutlich ist der entscheidende Punkt derselbe wie vor zehn Jahren: Es braucht eine engagierte Gruppe von Menschen mit tollen Ideen. Wenn das gegeben ist, dann entsteht ganz automatisch wieder Bewegung.

Und genau deswegen freuen wir uns darauf, an unsere früheren Aktivitäten anzuknüpfen: mit neuen Ideen, neuen Gesichtern und neuem Schwung. Unser kommendes Treffen ist genau der richtige Start dafür. Also rührt fleißig die Werbetrommel für den 23. Juli um 19:00 Uhr in der K4CG in Nürnberg. Egal, ob ihr erst zuhören oder gleich mitgestalten wollt, ihr seid herzlich willkommen. Menschen, die sich für Freie Software und digitale Selbstbestimmung interessieren, dürfen das Treffen nicht verpassen. Es hilft sicher auch wenn ihr damit werbt, dass es kostenlose Pizza gibt während wir gemeinsam Ideen für die kommenden Monate sammeln.

Denn Freie Software lebt vom Mitmachen. Auch in Franken.

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